Es gibt bei Ayahuasca immer wieder Erklärungsbedarf und dem möchte ich mit dieser 3-teiligen Reihe nachkommen.
Die Ayahuasca Erfahrung
Trinke ich Ayahuasca, nehme ich Stoffe auf, die sowohl auf meinen Körper wirken, als auch auf meinen Geist und meine Sinne. Die Wirkung ist also sehr komplex. Die Hautbestandteile von Ayahuasca sind Harmin (+Harmalin) und DMT (Dimethytryptamin). Beide sind psychedelische Wirkstoffe, das heißt, sie verändern die Wahrnehmung.
Die Wirkung von Harmin
Wie schon im 1. Teil besprochen, ist Harmin ein Monoiaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) und nötig, damit das über die Chacruna-Blätter zugefügte DMT überhaupt wirken kann. Ohne MAO-Hemmer würde es von dem Enzym Monoiaminooxidase sofort wieder abgebaut werden. Das ist ein Schutzmechanismus des Körpers, da einige Amine, vor allem das Amin Tyramin, schädlich sind für den Körper.
DMT ansich ist nicht schädlich, da es vom Körper sogar in geringen Mengen selber hergestellt wird, aber in größeren Mengen ist es durch seine den Puls antreibende Wirkung eben doch nicht mehr so harmlos. Dazu kommt die starke halluzinogene Wirkung, wobei ich die DMT-Visionen nicht als Halluzinationen sehe, sondern als das Wahrnehmen von Energie.
Harmin ist aber weit mehr als ein reiner MAO-Hemmer. Es gilt als traumfördernd (oneirogen) und seine molekulare Schwester Harmin ist es ebenso, hat aber eine deutlich stärkere MAO-hemmende Wirkung.
Harmin ist sedierend, also beruhigend, Visionen fördernd und das Nervensystem stimulierend.
Wenn man ein MRT-Bild von Gehirn unter Harmin aufnimmt, dann unterscheidet sich die Hirnaktivität in nichts von DMT:
Es ist also durchaus möglich, allein mit Harmin und Harmalin (reduzierte Form von Harmin), also den Bestandteilen der Ayahuasca-Liane, tiefgreifende, psychedelische Erfahrungen zu machen.
Ich warne hier allerdings vor Leichtsinn, da die Stimulation des Nervensystems soweit gehen kann, dass man stark zu zittern anfängt und sich übergeben muss. Dieser zwar nicht gefährliche, aber äußerst unangenehme Zustand kann je nach Dosis 2-3 Stunden anhalten!
Die Wirkung des Harmins tritt gemächlich ein (40-60 Minuten), steigert sich dann bis zum maximalen-Level, der auch von leichtem Zittern und Nachbildern begleitet sein kann und fällt erst nach Stunden wieder ab. Noch nach 24 Stunden hat man soviel MAO-Hemmer im System, dass das Ayahuasca der 2. Nacht/Zeremonie deutlich schneller und stärker wirkt! Das muss man immer bedenken. Ich trinke daher in der 2. Nacht immer weniger, als in der ersten.
Die Wirkung von DMT
Es gibt verschiedene Arten von DMT, davon zwei wesentliche: N,N-DMT und 5-MeO-DMT.
Ich beschränke mich hier auf N,N-DMT und werde es im nachfolgenden Text nur DMT nennen, weil 5-MeO-DMT nur in Ayahuasca-Rezepturen vorkommt, die zusätzlich Chaliponga enthalten. Das traditionelle Ayahuasca und Yagé wird nur mit der Caapi-Liane und Chacruna-Blättern gekocht und enthält somit kein 5-MeO-DMT.
Wie Harmin wirkt DMT sowohl körperlich, als auch psychisch. Sobald sich im Körper genug MAO-Hemmer angesammelt haben, beginnt das DMT zu wirken und dann auch sehr schnell. Etwa 1 1/2 – 2 Stunden nach der Einnahme ist man bereits am Erfahrungspeak angelangt.
DMT verursacht eine Stimulation des Nervensystems, eine Beschleunigung des Herzschlages und eine Erhöhung der Körpertemperatur. Außerdem wird die Eigenfrequenz der Zellen (alle Körperzellen schwingen in einer ihnen eigenen Frequenz) mit jedem Milligramm DMT, welches das System aufnimmt, erhöht. Diese Schwingungserhöhung wirkt sich vor allem auf die Wahrnehmung und das Bewusstsein aus.
Schwingt unser Hirn ohne DMT bei ca 8 Hz, schwingt es unter DMT bis rauf auf mehrere hundert Hz. Man kann es als Ganzkörper-Tinnitus wahrnehmen, das Bewusstsein weitet sich entsprechend aus. Wir können unter DMT Frequenzen und somit Energien wahrnehmen, die uns ohne DMT niemals zugänglich wären. Daher sehe ich DMT auch nicht als Halluzinogen, sondern als eine Substanz, der das Bewusstsein erweitert.
Was wir unter DMT wahrnehmen, existiert, ist real, wenn auch auf einer für unsere normalen Sinne nicht wahrnehmbaren Ebene.
Wer DMT als Halluzinogen bezeichnet, hat es definitiv noch nie genommen.
Um seine Wirkung zu entfalten, verbindet sich DMT mit dem 5-HT-Rezeptoren in unserem Gehirn (und auch im restlichen Körper, z.B. im Darm), wo es den Neurotransmitter Serotonin verdrängt. Aufgrund der MAO-Hemmer haben wir daher auf der einen Seite die Visonen fördernde Wirkung des DMTs und nach dem Abfallen des DMT-Spiegels die Stimmung aufhellende Wirkung des nun in großen Mengen frei verfügbaren Serotonins. Dass das überhaupt so möglich ist, liegt daran, dass beide Moleküle sich im Aufbau sehr ähnlich sind. Auch Serotonin ist ein Tryptamin (5-hydroxytryptamin).
Die 6 Stufen einer Ayahuasca-Erfahrung
Die 1. Phase beim Ayahuasca beginnt mit traumartigen Bildern. Das ist die Phase, wo nur die Wirkung des Harmins zu spüren ist.
Je mehr DMT zur Wirkung kommt (Farbe Orange), umso mehr werden die an unsere Wach-Realtität angelehnten Visionen zu typischen DMT-Visionen, das heißt, sie fangen an, aus sich heraus zu leuchten und haben auch kaum noch etwas mit der Wach-Realität gemeinsam.
Das Ausrufezeichen symbolisiert den Zeitpunkt, wo man anfängt, erstes Unwohlsein zu spüren und der Körper bereits in einer deutlich höheren Frequenz vibriert, als im Normalzustand. In dieser Phase ist man innerlich in „Alarmbereitschaft“.
In der 2. Phase hat man schon ausschließlich DMT-Visionen. Mandalas, Fraktale, aus sich heraus leuchtende Muster. Die Optik erinnert an einen Jahrmarkt.
Es ist einem jetzt bereits richtig schlecht und man kämpft mit dem sich Übergeben müssen. Die Frequenz ist hoch und fordert einen zusätzlich.
Nichts geht mehr. Die Reinigungsphase ist die schwerste. Das Erbrechen kann exzessiv sein. Die Visionen sind wild und von grellen, dämonisch wirkenden Farben. Violett, Giftgrün, Knall-Gelb, Rot.
Überall schlängelt es. Um einen herum, aus einem heraus – man hat das Gefühl, von Dämonen besessen zu sein, die man gerade auskotzt.
Das Leiden kann sehr hoch sein, in dieser Phase, denn dazu kommt, dass neben dem DMT auch das Harmin jetzt seinen Wirkungshöhepunkt erreicht hat. Also, zusätzlich zu den schnellen, blendend hellen und hochkomplexen Visionen hat man auch noch das Zittern und die leuchtenden Nachbilder vom Harmin. Das kann sich für den einen oder anderen wie ein Horrortripp anfühlen …
… der zum Glück nicht lange anhält. In der Regel 20-40 Minuten, wobei 40 schon lang ist.
Meist fällt man danach ermattet auf sein Lager. Nicht selten erfahren Teilnehmer in dieser Phase den Ego-Tod, also den kompletten Verlust der Ich-Identität. Selbst wenn man sich dann wehren wollte, man wäre zu schwach dazu. Es folgt meist ein hinweg Driften in völlig andere Welten.
Als wäre man mit der Reinigung nicht schon gefordert genug gewesen, explodieren die Visionen jetzt geradezu. Hochkomplexe, leuchtende, geometrische Muster aus meist hellen Farben. Viel Gold, Orange und Weiß. Man hat in dieser Phase keinerlei Gedanken, außer vielleicht, es möge bald vorbei sein. Das Bewusstsein scheint gerade seinen eigenen Urknall zu durchleben.
Die Energie ist maximal, aber die Übelkeit ist meist weg, was das Ganze sehr viel erträglicher macht. Die Las Vegas Phase dauert nur kurz, vielleicht 30 Minuten. Dann beruhigt sich alles wieder und man badet zunehmend in Licht und Liebe.
Phoenix aus der Asche. Die Belohnungsphase folgt dem Wahnsinn. Die Visionen beruhigen sich, die Muster und Farben werden „pastelliger“ und freundlicher. Keine Schlangen mehr, keine Dämonen und Insektenwesen, die in einen hinein- oder aus einem heraus kriechen.
Stattdessen eine sehr hohe Schwingung, die den Körper kaum noch spüren lässt. Man fühlt sich losgelöst von dieser Welt und badet in Licht und Liebe. Eins mit dem Universum. Man begegnet subjektiv Lichtwesen, vielleicht tut man das auch wirklich und fühlt sich Eins mit seiner Seele.
Völliger Frieden. Schönheit, Liebe, Licht. Die Phase kann sehr lange anhalten. Ich hatte eine Zeremonie erlebt, wo sie nicht mehr aufhören wollte. Als ich das Universum fragte, ob wir nicht zum Ende kommen könnten, kam die Antwort prompt: „Wenn es vorbei ist, wirst du es vermissen“.
In der Ausklingphase hat man direkten Zugang zu seinem höheren Selbst, seiner Seele. Es folgen immer wieder tiefe Trancezustände, wo einem sehr viele und zum Teil hochkomplexe Dinge erklärt werden, das Leben an sich betreffend.
Auch Fragen werden unmittelbar beantwortet, meist noch bevor man sie fertig gestellt hat. Das zeigt, dass man im Grunde genommen bereits alles weiß. Die Seele ist allwissend.
In dieser Phase ist es besonders von Vorteil, wenn man ein loderndes Feuer hat, an das man sich setzen kann. Selbst das Feuer beantwortet einem dann Fragen. Diese Phase würde ich als die Wichtigste bezeichnen, weil man hier die Dinge lernt, die man dann mit nach Hause nimmt.
Fazit
Natürlich ist diese Phasenaufteilung nur ein grobes Schema. Ich hatte auch Zeremonien erlebt, die komplett von diesem Schema abwichen. Aber für das sehr starke Yagé, das stärkste Ayahuasca, das man trinken kann, ist es weitestgehend zutreffend.
Wie intensiv man die einzelnen Phasen erlebt, allen voran die Reinigungsphase, hängt vom individuellen Zustand ab. Bin ich voll mit negativen Energien, Besetzungen oder Anhaftungen, dann kann sie sehr heftig ausfallen, bis hin zum Ego-Tod. Bin ich hingegen energetisch rein, fällt sie quasi aus und man wechselt direkt von der Phase #2 in die Phase #4.
Hier nochmal alle Phasen im Überblick: