Holografisches Serienglotzen
Trübtraum: Ich bin in einer Wohngemeinschaft und es erklingt von irgendwoher eine Mantra-artige Musik. Immer wieder wird ein und dieselbe Melodie gespielt und von einer Frauenstimme derselbe Text gesungen. Ich beginne dazu zu trommeln. Da ich keine Trommel habe, nehme ich den Tisch. Einer Mitbewohnerin ist das zu laut. Ich trommle weiter, aber jetzt nur noch mit den Fingern und nicht mehr auf dem Tisch, sondern auf einer Kommode. Es klingt außergewöhnlich schön, obwohl nicht mehr so laut. Ich werde klar.
Klartraum: Ich trommle weiter. Jeder Fingerschlag wird zu einem kleinen Donner, der ganze Raum ist erfüllt davon. Ich schließe die Augen und genieße die Schönheit der Klänge, des Mantras, des Gesangs, der Trommel (Kommode). Die Musik hört schlagartig auf. Als ich die Augen wieder öffne, bin ich woanders. Das Augenschließen, das mich sonst aus meinen Klarträumen wirft, hat diesmal nur einen Ortswechsel verursacht.
Jetzt sitze ich mit Freunden bei kontrastreichem Nachmittagslicht in einer Fußgängerzone. Einer von meinen Freunden schlägt vor, die neue Folge der Serie XY (Namen erinnere ich nicht mehr) zu schauen und holt sein Smartphone raus. Anstatt über den Bildschirm seines Phones, schauen wir die Serie holografisch. Es überrascht mich nicht, ist ja ein Klartraum. Die Folge ist schräg.
Es liegt ein Mann mit nacktem Oberkörper auf dem Rücken, um ihn herum sitzen Menschen. Einer von ihnen hat ein Wasserglas dabei, das er kopfüber auf die linke Seite des Unterkörpers des Mannes stellt. Das Glas versinkt bis zur Hälfte in dessen Bauch. Dann zieht er es wieder heraus. Es hinterlässt ein kreisrundes Loch, dass sich bis kurz unter den Rand mit einer hellgrünen Flüssigkeit füllt. Der Mann mit dem Loch im Bauch findet das amüsant und lacht. Den mit dem Wasserglas stört das Lachen und er droht, weitere Löcher in seinen Körper zu bohren. Der liegende Mann macht sich lustig über die Drohung. Jetzt stanzt er ihm ein weiteres Loch in den Bauch, diesmal in die rechte Seite, und auch das füllt sich bis kurz unter den Rand mit grüner Flüssigkeit. Der durchlöcherte Mann amüsiert sich immer noch. Jetzt nimmt der andere ein kleines Glas und platziert es über dem Herzen des Mannes. Das Glas versinkt nicht nur, es verschwindet komplett in dessen Körper. Der Mann verstummt.
Einer meiner Freunde sagt, dass das nicht die neueste Folge sei, sondern die erste. Mir wird das zu blöd, meine Klartraumzeit mit bescheuerten Serien zu vergeuden. Ich habe dieselbe Einstellung auch im Wachleben. Serienschauen ist für mich sinnlose Verschwendung von Lebenszeit.
Ich verlasse die Gruppe und laufe im 90 Grad Winkel eine nahegelegene Wand hoch. Es ist schön, die Schwerelosigkeit in Klarträumen. Oben angekommen, ändere ich die Richtung. Jetzt laufe ich die Mauer längsseits entlang. Ganz langsam bewege ich mich, um die Schwerelosigkeit genießen zu können. Dann ist die Mauer zu Ende und ich stoße mich wie ein Schwimmer ab und schwebe nur noch. Unter mir die Fussgängerzone, über mir der Himmel der beginnenden Dämmerung. Ich schwebe und drehe mich langsam um mich selbst.
Um es besser genießen zu können, schließe ich die Augen. Ein rosa Licht füllt meinen inneren Space aus und ich rotiere langsam um meine eigene Achse. Ich gehe im Geiste meine Todo Liste durch. Trommeln und Kundalini erwecken stehen an oberster Stelle. Getrommelt hab ich schon, also geht’s an die Kundalini. Die einfachste Art, im Klartraum meine Kundalini zu erwecken, ist, mich schnell um die eigene Achse zu drehen. Da ich gerade schwebe, mache ich schwungvoll eine Drehung nach links. Es reicht nur für eine halben Rolle und ich bemerke, dass mein im Bett liegender Körper die Bewegung mitgemacht hat. Im selben Moment schießt die Kundalini durch meinen Körper. Ich habe immer noch die Augen geschlossen, bade in einem Meer aus Elektrizität und höre einen lautes Summen in meinem Kopf. Bzzzz, wie von einem Transformatorhäuschen. Gleichzeitig spulen mit großem Tempo unzählige Bilder vor mir ab.
Dann werde ich wach. Die Energie ist immer noch zu spüren, wenn auch nicht mehr so stark, wie im Klartraum.