Stadt ohne Namen
Trübtraum:
Ich wandere mit einer Freundin durch ihre Heimatregion in Südindien. Es kommt ein Unwetter auf und große Wassermengen zwingen uns, eine andere Route zu nehmen. Wir landen schließlich in einer nahen Stadt, wo sie eine Freundin hat, wo wir erstmal bleiben können. Im Treppenhaus des Hauses der Freundin verlaufe ich mich. Verlaufen ist ein typisches Traumzeichen bei mir. Ich werde klar.
Klartraum:
Ich suche den Ausgang. Eine unendlich lange und stümperhaft zementierte Treppe führt geradewegs hinunter in tiefe Finsternis. Ich überlege, ob ich es wagen sollte, in die Untiefen meines Bewusstseins hinab zu steigen, beschließe dann aber, oben zu bleiben. Da kein Ausgang in Sichtweite ist, laufe ich schnurstracks durch die nächste Wand. Irgendwann muss ich aus dem Gebäude sein, ist meine Überlegung. Ich durchquere mehrere Wände. Sie sind zäh, aber nicht undurchdringlich. Endlich sehe ich wieder Licht. Ich schaue auf eine Werbung, die auf ein Rollo aufgedruckt ist (bzw. handelt es sich um Airbrushing). Ich stabilisiere, indem ich das Rollo anfasse und mich mit der Umgebung identifiziere: „Dies ist meine Welt, hier lebe ich“. Der KT wird sehr stabil, Optik und Haptik erreichen beste Auflösung. Ich schaue mich um und befinde mich auf einem Dach (kommt hin, da ich im Treppenhaus sehr weit oben war). Rechts ist ein Barbershop und links eine Dachgarten-Bar. Zwischen dem Barbershop und der Bar ist ein weiter, offener Zugang.
Ich überlege, was ich machen soll und gehe im Geiste meine Todo-Liste durch. Auf Abenteuer a la Drogen probieren habe ich keine Lust und so beschließe ich, die Traumfiguren wieder nach Dingen zu befragen, die sie an den Rand ihrer Erkenntnisse bringen (mein Lieblingsspaß, da die Mimiken einfach göttlich sind). Zunächst aber drängt es mich, eine der Friseurinnen zu küssen. Ich stelle dabei fest, das sie leichte Akne hat, was mich aber nicht sonderlich stört. Sie ist natürlich überrascht und äußerst sich auch gleich dazu: „Typisch Mann. Ihr benutzt uns doch nur“. „Manchmal, aber es kommt auf die Umstände an“, antworte ich. „Und ihr, ihr wollt immer gleich die volle Theatralik, mit Liebe und so.“ Sie stimmt mir zu und lächelt dabei. Sie sieht interessanterweise überhaupt nicht indisch aus, eher südeuropäisch.
Aber auch die anderen Gäste in der Bar sehen nicht typisch indisch aus. Ich gehe zu eine blonden Frau und frage sie, ob ich sie was fragen darf. Sie willigt ein. „Was hast du letzte Nacht geträumt“, frage ich sie. Sie schaut mich mit großen Augen an und schweigt. „Ok“, sage ich, „wie heißt diese Stadt?“. „Dunda“, antwortet sie. Da mischt sich die andere Frau ein, welcher ich den Kuss aufgenötigt hatte und korrigiert: „Dunda ist der Name der Frau, die Stadt hat keinen Namen“. Eine Stadt muss einen Namen haben, entgegne ich und rufe in die Menge, ob einer wisse, wie diese Stadt heißt? Ein schwarzhaariger, dunkelhäutiger Typ in rotem T-Shirt antwortet, dass die Stadt keinen Namen habe. Der einzige Mensch weit und breit, der indisch aussieht, fällt mir auf.
Ich beschließe, diesen Ort zu verlassen. Mit Traumfiguren kommunizieren ist nicht immer einfach, man muss ihnen alles aus der Nase ziehen. Ich fliege ca. 5 Meter nach oben. Die Frau ruft hoch, ich solle vorsichtig sein. Ich schaue mir die Stadt von oben an. Es ist mittlerweile dunkel und die Stadt hell erleuchtet. Ich sehe einen Fluss, eine große metallene Brücke über den Fluss, zwei Riesenräder, ein geparktes blau-weißes Sportflugzeug, eine Küste mit Meer und hunderte kleiner, bunter Häuser und Gassen, welche mit gelb leuchtenden Funzeln erhellt werden. Sehr schön, ein geradezu malerischer Ausblick. Ich drehe eine größere Runde und werde im Flug wach. Es ist 3:05.
Habe „Dunda“ gegoogelt. Es gibt keine Stadt in Indien, die so heißt, aber eine Region, die hat auch ne Küste.