Ayahuasca Erfahrungsbericht, Dezember 2024

Eine Nacht mit den Brüdern des Shanenawa-Schamanen vom November. Eine Wintersonnenwende-Zeremonie. Und weil bald Weihnachten ist, trugen die Schamanen nicht ihren traditionellen Federschmuck, sondern Weihnachtsmannmützen 🙂

Die Medizin war mild, so mild, dass ich nach 40 Minuten ein zweites Gläschen trank. Da passierte dann immer noch nichts, sodass ich nach weiteren 45 Minuten ein drittes Gläschen zu mir nahm. Das brachte mich dann in den gewünschten energetischen Zustand, allerdings auch erneut an meine physischen Grenzen. Die Energie war irgendwann so hoch, dass ich barfuß die eiskalten Kacheln im Flur auf und ab ging, um mich zu erden und gleichzeitig abzukühlen (wie in dieser Zeremonie).

Ich war mal wieder naiv genug, um der Medizin mit auf den Weg zu geben, dass ich nicht kotzen will, zumal ich mich bereits vom Rapé, den es vorab gab, übergeben musste. Natürlich schert es Madre Ayahuasca einen Furz, was ICH will. Was SIE will ist entscheidend!

Ich hatte mich geschickt viele Stunden ums Kotzen herumgemogelt, mit Atemtechniken, Erdung und ab und zu mal Hand auf den Bauch legen. Geht doch, dachte ich mir, zumal ich zwischenzeitlich getanzt und mit meinen Maracas die Musik begleitet hatte. Irgendwann wurde mir aber die schelle Musik zuviel, seit Stunden ging das jetzt schon, daher beschloss ich, eine Weile aus dem Raum zu gehen. Meine Bewegungen waren wankend, wie stark besoffen, die MAO-Hemmer zeigten ihre Wirkung.

Im Flur angekommen, beschloss ich mich dort aufs Sofa zu legen. Im Flur war es kühl (ich total überhitzt) und die Musik nur noch entfernt wahrnehmbar. Wäre ich in diesem Zustand zurück in den Raum gegangen, wäre mein Nervensystem vermutlich irgendwann kollabiert – zumindest fühlte sich das für mich so an. Die Musik der Shanenawa ist hoch energetisch und deswegen sehr fordernd.

Da lag ich nun auf dem Sofa und fand es sehr angenehm. Klar, ich zitterte leicht, vibrierte, als hätte ich ein Handy verschluckt und kochte innerlich, als wäre ich zum schnellen Brüter mutiert, aber ich hatte meine Ruhe und das Sofa war deutlich bequemer, als die Isomatte.

Schon bald meldete sich die Medizin, die in dieser Nacht ausgiebig mit mir sprach. Ich solle Wasser trinken, ich sei gefährlich dehydriert. Durst hatte ich keinen, aber trinken schadet nicht, dachte ich, also trank ich. „Nicht genug“, gab mir Ayahuasca per Gedanken zu verstehen. Also trank ich noch mehr. Wieder „nicht genug“. Schließlich nahm ich einen besonders großen Schluck, um endlich Ruhe zu haben.

Der energetische Wahnsinn schien sich sogar noch zu steigern. Ich fing jetzt stark an zu zittern. Ich hatte vermutlich zu viel Serotonin im System, was ebenfalls von den MAO-Hemmern kommt (Harmin Tremor). Ich merkte, dass mich die energetischen Anforderungen körperlich viel Kraft kosten und sagte erschöpft zur Medizin, dass sie irgendetwas tun soll, damit das SOFORT aufhört. Egal was.

Das ließ sich Aya nicht zweimal sagen. Im Schwall musste ich mich übergeben, drei Mal. Und wisst ihr was? Es war total easy. Kein Krampfen, kein Leiden, es passierte einfach. Vermutlich, weil ich viel Wasser getrunken und damit das Ayahuasca verdünnt hatte. Ayahuasca klebt normalerweise wie Pech an den Schleimhäuten von Speiseröhre, Magen und Darm, weswegen es, einmal im Körper, nur schwer wieder rauszubekommen ist. Es entstand dann folgender Gedanken-Dialog:

Nach dem Erbrechen ging es mir (wie immer nach dem Kotzen) sehr gut, aber bereit, wieder in den Raum zu gehen, war ich noch nicht. Ich lag auf dem Rücken und legte meine Hände auf den Unterbauch. „Was machst du da?“, kam von der Medizin. Noch ehe ich telepathisch antworten konnte kam „Du beschwerst dich über zuviel Energie und regst sie an, indem du deine Hände aufs Energiezentrum legst und sie dadurch anfeuerst? Du benimmst dich, wie ein Anfänger. Wie oft hast du schon getrunken?“

Es gab noch ein paar andere Informationen zu sehr privaten Themen. Auch hier gab es eine strenge Ansage, Dinge die ich nicht gerne hörte.

Ich lag noch eine Weile so da, bis ich anfing zu frieren. Ein klares Zeichen dafür, dass die Energie nachgelassen hatte und mein System auf dem Wege war, sich zu normalisieren. Irgendwann stand ich auf und ging in den Zeremonieraum zurück. Zwar immer noch wankend, aber längst nicht mehr so unkontrolliert taumelnd, wie noch eine halbe-dreiviertel Stunde vorher.

Im Zeremonieraum griff ich mir meine Rasseln und spielte immerhin noch die letzten drei Lieder mit. Anschließend machten Zeremonie-Teilnehmer Musik. Beeindruckend die Lieder und Stimmen der Frauen, aber auch ein gerade mal 8 Jahre alter Junge* zeigte großes Talent. Wie hoffnungsvoll, wenn auch in Europa bereits Kinder anfangen, mit der Ayahuasca-Kultur in Kontakt zu kommen! In den Ayahuasca-Ländern Brasilien, Peru, Kolumbien und Ecuador ist das völlig normal.

Fazit: Eine alles in Allem sehr schöne Wintersonnenwende-Zeremonie, mit wundervollen Menschen.

Die Mama war zwar diesmal sehr streng mit mir, aber am Ende hatte sie mit allem recht.
Und – sie ist der Boss!

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