Die goldene Nacht
Vorgeplänkel. Es begann mit dem Plan, mich von den Toxinen des Party-Wochenendes zu befreien. Also nahm ich im Laufe des Abends, in relativ kurzen, Abständen 6 EL von meinem Steppenraute-Auszug und zur Unterstützung gegen 21 Uhr einen kräftigen Kaxinawa-Rapé. Der Rapé der Huni Kuin aus Brasilien hat normalerweise ebenfalls einen reinigenden Effekt. Aber statt des Dranges, zur Toilette gehen zu müssen, was bei der Menge an Harmin eigentlich Usus ist, setzte ein wohliges Gefühl ein, der Rapé ließ obendrein meine Kundalini fließen. Ich verbrachte den Abend statt auf dem Klo mit Musikmachen und entspanntem In-mich-gehen auf dem Sofa. Gegen 23 Uhr wurde ich müde und um 23:30 ging ich dann schlafen, vorher dampfte ich noch etwas Tagetes-Lucida, um das Einschlafen zu fördern.
Einleitung des Schlafes. Ich lege mich wie immer zunächst auf den Rücken und warte, bis ich den Drang verspüre, mich zur Seite zu drehen. Die Rückenlage triggert am schnellsten meine Kundalini und so ist es auch diesmal. Vor jedem Energieschwall setzen hypnagoge Geräusche ein – Rumpeln, Krachen, Klirren oder schabende Metallgeräusche. Ich bin mir daher sicher, dass die Initialzündung für die Kundalini vom Kopf kommt und nicht vom Muladhara-Chakra. Das Ajna-Chakra, in der Mitte des Kopfes, fordert die Kundalini vom Muladhara-Chakra im Beckenboden an, es braucht sie für seine spirituelle Aufgabe – so meine Theorie. Zumindest deckt sich das mit meiner nunmehr vierjährigen Erfahrung mit aktiver Kundalini.
Die Energie der Kundalini (das Prana) macht wach, die Seitenlage hingegen fördert mein Einschlafen, also beende ich die Rückenlage und drehe mich auf die rechte Seite. Es folgen noch zwei sanfte Kundaliniwellchen, dann schlafe ich ein.
Trübtraum: Es folgt ein nicht mehr komplett erinnerter Traum. Ich erinnere nur noch, dass ich durch eine mir unbekannte Stadt laufe und alles anschaue. Ich blicke zum Himmel aber anstatt der Sonne, sehe ich einen rostbraunen Fleck, der immer größer wird. Er wächst und beginnt gleichzeitig golden zu leuchten, bis er schließlich komplett aus Gold ist. Ich werde klar.
Klartraum: Mit der Klarheit setzt ein dröhnender Ton ein. Es klingt wie ein Horn. Der Ton führt dazu, dass der Kreis am Himmel jetzt sehr schnell wächst, bis der Traum sich komplett aufgelöst hat und alles nur noch aus Gold ist. In dem Meer aus Gold bewegen sich Muster, auch sie sind aus Gold. Die ganze Szene leuchtet von innen heraus. Der Traum hat sich aufgelöst und ich blicke in einen endlosen, goldenen Raum, in welchem ständig neue Formen und Muster geboren werden und wieder vergehen. Dann fange ich an, meinen Körper zu spüren – der Klartraum ist nahtlos in den hypnopompen Zustand übergegangen. Mit dem hypnopompen Zustand endet das Horn und mit dem Ende des Horns stoppen die Muster und Bewegungen und das Gold beginnt zu verblassen.
Hypnopompe Phase Ich kann mir sehr gut Klänge vorstellen und setze in Gedanken das Blasen des Hornes fort. Es klingt eindringlich und sogar kräftiger, als vorher. Sofort kommt wieder Leben in die Szene. Neue Muster entstehen und strahlendes, goldenes Licht. Ein kurzer 3-stimmiger Klang ertönt und eine kräftige Kundaliniwelle setzt ein. Für einen kurzen Moment wandern meine Augen unwillkürlich zur Mitte der Stirn und das Geschehen entgleitet meiner Aufmerksamkeit, doch schon nach wenigen Sekunden richten sie sich von selbst wieder gerade und ich kann das goldene Fest weiter genießen.
Die Kundalini hat noch mehr Licht in das Geschehen gebracht, jetzt strahlt alles. Zu den Mustern kommen irdische Gegenstände, ein kompletter Bauernhof baut sich vor mir auf. Zunächst ist er in seinen natürlichen Farben – backsteinrot, schwarz, weiss – dann wird auch er zu Gold. Weitere Gegenstände entstehen. Venezianische Gondeln, Boote aller Art, Bäume, kleine Pflanzen. Sie alle sind zunächst in ihren natürlichen Farben zu sehen, dann werden sie zu leuchtendem Gold. Gleichzeitig entstehen weiterhin Muster, wie ich sie vom DMT her kenne. Sie haben fraktalen Charakter und sind auch aus Gold. Es ist ein permanentes Kommen und Gehen von Mustern und Gegenständen, die dann zu leuchtendem Gold erstarren.
Ich war bislang absolut passiv und habe mich ausschließlich auf das Blasen des Hornes konzentriert, wie in einer Meditation. Doch jetzt beginnt leider meine Blase sich zu melden. Ich bemühe mich weiterhin konzentriert zu bleiben, was mir auch eine Zeitlang gelingt, aber irgendwann bin ich wegen des starken Harndranges zu abgelenkt und die Szene löst sich auf.
Die Nacht geht so weiter. Kaum liege ich wieder im Bett, setzen erneut Muster ein und formen sich Landschaften und Städte aus dem Nichts – alles aus Gold. Zwar hat das Gold nicht mehr die Strahlkraft, wie vorher, aber die Szene ist weiterhin sehr lebendig und hindert mich am Schlafen. Einige Male meldet sich die Kundalini wieder zu Wort, was dann für einige Minuten wieder Licht in das Geschehen bringt, doch die ursprüngliche Leuchtkraft haben auch diese Momente nicht mehr. Irgendwann ist das körpereigene DMT halt aufgebraucht, denke ich, und sinke in einen Halbschlaf, der immer wieder von goldenen Momenten unterbrochen wird.
Als es hell wird, schlafe ich richtig ein und träume zwei nicht mehr im Detail erinnerte Träume. Jetzt bin ich zwar unausgeschlafen, aber zufrieden. So etwas, vor allem über einen so langen Zeitraum, hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Definitiv haben die MAO-Hemmer der Steppenraute ihren Teil dazu beigetragen und die Kundalini hat obendrein Licht in das Geschehen gebracht. Die Bilder und Muster aber, kamen von körpereigener Hirnchemie. Nach meiner Einschätzung war es vor allem 5-MeO-DMT, das bekannt ist für goldene Visionen.