Ich weiß nicht, wann ich klar geworden bin und wodurch, aber auf einmal war ich es.
Klartraum
Ich bin in Österreich und möchte Freunde besuchen. Jetzt, da ich weiß dass ich träume, muss ich nicht mehr Bus oder Bahn fahren, ich fliege einfach zu meinen Freunden. Ich habe mein Fahrrad dabei und das möchte ich gerne behalten. Also setze ich mich aufs Rad und denke ans Fliegen. Schon heben sich mein Fahrrad und ich in die Luft und wir fliegen zusammen, wie in dem Film E.T., über Dörfer, Felder, Weiden, Hügel und Seen. Das Wetter ist sonnig, die Luft mild. Schon bald bin ich da, bei meinen Freunden. Sie wohnen an einem See. Sie sehen mich nicht kommen und ich verschweige, dass ich träume und sie (vermutlich) nur Illusion sind. Wir begrüßen uns freudig und ich bekomme einen Apfelstrudel angeboten, der, wie leider fast immer in meinen Klarträumen, nach Nichts schmeckt. Ich lobe ihn trotzdem.
Wir planen eine Tour mit den Rädern und machen uns auf den Weg in die Berge. Ich muss mich nicht anstrengen, das Rad fährt von selbst. Es springt über Gräben und biegt ohne Probleme um 90 Grad enge Kurven. Ich will nicht auffallen und halte mich mit meinen Zauberkünsten zurück. Dann erreichen wir eine Steilwand. Sie scheint endlos hoch zu sein, ich kann keinen Gipfel erkennen. Aus den grauen Felsen sprudelt ein kleiner Wasserfall, der eine Wolke aus feinen Tröpfchen erzeugt. Ich berühre die Felsen und bin unmittelbar mit der Seele des Berges verbunden. Ich bin zu Tränen gerührt, einer so reinen Seele bin ich noch nie begegnet.
Dieser Berg ist keine Illusion, er ist ein Spirit und er teilt mir mit, dass es seine Aufgabe ist, uns zu beschützen. Wen er mit „uns“ meint, weiß ich nicht. Uns Menschen, oder nur uns Traumdarsteller? Ich versäume es zu fragen.
Ich steige wieder hinab. Am Fuße des Berges treffe ich meine Freunde, die darauf drängen, zurückzufahren. Als wir wieder am See sind, sage ich ihnen, dass es Zeit für mich ist, nach Hause zu fahren. Sie fragen mich, wann mein Zug fährt? Jetzt kann ich mich ihnen offenbaren, denke ich und sage ihnen, dass ich nach Hause fliegen werde. Sie lachen. Ich setze mich auf mein Rad und denke ans Fliegen. Im nu schwebe ich ca. 5 Meter über ihnen. „Ich sagte doch, ich werde fliegen.“ Sie fragen mich, wie ich das mache und ich frage es mich auch!? Tatsächlich denke ich nur ans Fliegen, erkläre ich ihnen, und schon erhebe ich mich in die Luft. Ich winke ihnen zu und steige nochmal ca. 50 Meter höher. Dann geht die Reise los – und es wird wirklich eine Reise.
Lange Zeit fliege ich wieder über kleine Dörfer, Täler, Hügel, Seen, Wälder und auch an steilen Bergen vorbei. Ich trete dabei langsam in die Pedale, weil mir die Bewegung gut zu tun scheint und der Traumstabilität offenbar auch. Als ich über einen glasklaren See fliege, gehe ich runter und schaue bis auf seinen Grund. Ich wünsche mir mehr Spiegelungen und unmittelbar bilden sich silbrige Lichtreflexe auf den kleinen Wellen. Ich fliege eine Weile dicht über dem Wasser und steige dann wieder nach oben. Als ich mich über einem Kirchhof befinde, steht dort ein kahler Baum. Wie schön wäre es, wenn er blühen würde? Im selben Moment bekommt der Baum saftig grüne Blätter und rapsgelbe Blüten.
Ich erreiche irgendwann eine sehr hohe Bergkette. Ich beschließe, mir ein Schlupfloch zu suchen, da mir die Berge zu hoch erscheinen, um über sie hinweg zu fliegen und natürlich wird auch diesem Wunsch Gehör verschafft. Eine Schlucht, umringt von braunem, schroffen Gestein, bildet einen Korridor.
Jenseits des Gebirges fliege ich erneut über Seen, Wälder und Wiesen. Allerdings habe ich während des ganzen Fluges kaum Dörfer, Menschen oder Fahrzeuge gesehen. Dann erreiche ich das Meer. Es ist wild und das Wetter kühl und nebelig. Ich möchte wieder blauen Himmel und der Nebel löst sich sofort auf. Dann lande ich. Den Rest gehe ich zu Fuß, denn ich bin fast zuhause. Obwohl ich mir des Traumzustandes bewusst bin, weiß ich genau, dass ich in dieser Welt ein Zuhause habe und es sich unweit des Meeres befindet. Das bunte Städtchen sieht aus, wie eine dänische Kleinstadt. Aber auch hier sind keine Menschen zu sehen.
Dann erreiche ich mein Haus. Es steht auf der Spitze einer steilen Kurve und hat eine gläserne Eingangstür. Meine Tigerkatze erwartet mich bereits und schaut mit ihren großen Augen durch die Scheibe, wobei ich nicht ihr komplettes Gesicht sehen kann, weil sich Teile der Umgebung im Glas spiegeln. Ich öffne die Tür und werde wach. Es ist meine Katze, die mich weckt. Sie ist auf mein Bett gesprungen und berührt mit ihrem Näschen meine Stirn. Was für eine Synchronizität.