Zunächst die Vorgeschichte. Ich wache gegen 2 Uhr auf und mein Körper ist erhitzt und brennt – die Kundalini ist erwacht. Ich könnte jetzt barfuss und ohne Kleidung in der noch ungeheizten Wohnung auf und ab gehen, dann würde ich runterkühlen und so mache ich das auch meistens, aber ich bin bettschwer und müde und lege mich stattdessen mit den Füßen in Richtung Wand, so, dass die Fußsohlen sie berühren. Meine glühenden Hände kühle ich, zumindest eine, an der anderen Wand. Dann schlafe ich ein.

Trübtraum

Es ist Nacht und ich bin in einer Spelunke, anders kann man das nicht nennen und trinke einen Kaffee, der labberig und fad schmeckt. Ich beobachte die Menschen. Echt schräge Vögel unterwegs. Männer die aussehen, wie man sich typische Freier vorstellt und Frauen, die aussehen, wie man sich Prostituierte vorstellt. Sie scheinen sich zu kennen, begrüßen einander und lachen. Dann ändert sich die Szene total. Der quadratische Raum wird zu zu einem Trapez und ich kann gleichzeitig sehen, was in der Spelunke passiert und was auf der Strasse. Dadurch werde ich klar.

Klartraum (1)

Die Szene eskaliert. Die Menschen sind jetzt alle nackend und ihre Körper sehen stark zerschunden aus. Ihre Haut ist extrem blass, die der Schwarzen dunkelgrau und die Haut von ihnen hat obendrein etwas Öliges. Sie fallen übereinander her und schon bald sind sie nur noch ein einziges Knäul aus öliger, weiß-grauer Haut. Ich fange an, leise in mich hinein zu kiechern, ich will niemanden brüskieren. Ich frage mich, was hier abgeht, wo ich gelandet bin? Was für eine abgefahrene Dimension wird mir hier präsentiert? Jetzt nehme ich auch das Geschehen auf der Strasse wahr, während sich neben mir ein Knäul aus totenblassen Leibern windet, wie Würmer.

Auf der Strasse fährt langsam ein großes, kupferfarbenes Auto aus den 30ern. Noch sitzen alle Insassen brav auf ihren Sitzen, aber als das Auto die Spelunke passiert, geschieht dort dasselbe – die Menschen reißen sich ebenfalls die Kleider vom Leib und fallen übereinander her. Auch ihre Körper sind blass-grau und ölig. Als dann eine Frau einem Mann, mit dem sie gerade Sex hat, den Kopf absägt, kann ich mich vor Lachen nicht mehr halten. Irre, denke ich. Wie ein zum Leben erwecktes Bild von Hieronymus Bosch! Ich kann, wie mit Röntgenaugen, in das Restaurant neben der Spelunke schauen. Alles adrett und gepflegt, nebenan. Dann konzentriere ich mich wieder auf das Geschehen hier. Plötzlich kann ich die Körper der Menschen fühlen und sie fühlen sich leblos, kalt und klebrig an. Ich erschaudere und laufe auf die Strasse. Der Wagen mit den kopulierenden Zombies hat mittlerweile vor der Spelunke Position bezogen. Auch seine Insassen haben tote Augen und sind ein einziges Knäul aus schmieriger, weisser Haut, überzogen mit Narben und Wunden.

Ich biege um eine Ecke und versuche Resümee zu ziehen. Wie kam das alles? War ich das, oder war das mein Traumbewusstsein, um mich makaber zu unterhalten? Ich muss erneut laut lachen – es war einfach zu irre, zu surreal.

Hieronymus Bosch, der Garten der Lüste.

In der Nebenstrasse ist alles ruhig und normal. Dann kommt eine Gruppe von Jugendlichen auf mich zu und will mein Geld. Hab ich überhaupt welches dabei? Ich greif in die Innenseite der Jacke und ziehe statt einer Geldbörse ein großes Messer heraus. Danke Traumregie! Sie schauen mich erschrocken an und weichen einen Schritt zurück. Ich mag sie, obwohl sie mich gerade überfallen. Sie haben gute Augen, vor allem lebendige 🙂 Sie wollen aber nicht verschwinden. Ich lächle sie an, nehme das Messer und ramme es mir durch die linke Hand. Blut spritzt. Sie murmeln irgendetwas in sich hinein und laufen weg. Ich schaue auf meine Hand – kein Messer, keine Wunde. Es hatte auch nicht wehgetan.

Ich beschließe noch einmal zu der Spelunke zu gehen. Als ich mich der Strassenecke nähere, höre ich das Lied „Africa“ von der Band Toto. Ich biege um die Ecke und sehe die Gäste der Spelunke wieder angezogen und mit gesundem Teint lachend auf der Strasse tanzen und das Lied mitsingen. Das Auto steht mit offenen Türen am Strassenrand und die Insassen tanzen vermutlich mit. Ich freue mich mit ihnen. Schön, mal wieder fröhliche, tanzende Menschen zu sehen, denke ich.

Ich wache auf, weil mir kalt ist, die Füße an der Wand haben meinen Körper auskühlen lassen. Ich ziehe eine dünne Hose an und ein Shirt und mummle mich ein. Mir wird mehr, als nur warm, in kürzester Zeit glühe ich wieder. Erneut lege ich mich so, dass die Füße die eine Wand berühren und meine zu Kochen beginnende rechte Hand die andere. Ich schlafe wieder ein.

Ich bin in einem sehr schönen, alten Kräuterladen und schaue mir die Waren an. Eine Tüte mit gelblichem Meersalz erweckt meine Aufmerksamkeit. Als ich den Preis schauen will, sehe ich ein kunstvoll gestaltetes Preisschild, dessen Schrift zu leben scheint. Ich werde klar.

Klartraum (2)

Jetzt schaue ich mir alles genau an, jedes Detail. Alles ist hoch aufgelöst – Klartraumauflösung. Auf den zum Teil sehr alten Preisschildern findet ein reges Treiben statt, Schriften verändern sich und bilden teilweise Muster. Es sind Kräuter in Gläsern zu sehen, die ich nicht identifizieren kann. Ich versuche sie zu riechen, aber ich rieche nichts. Ich nehme das Meersalz und gehe damit zu einer alten Frau an der Kasse. Ich bin der einzige Kunde und frage sie, was es kostet. Sie schaut mich mit 1000 Jahre alten, klugen Augen an und sagt, dass es unverkäuflich sei. Es sei ein Geschenk und stünde nur zur Dekoration im Regal. Ich stelle es zurück, werfe noch einen letzten Blick in den Laden. Alles scheint hier nur Deko zu sein. Dann gehe ich hinaus.

Draußen erlebe ich einen kompletten Szenenwechsel. Ich bin auf einmal ein Obdachloser, der eine alte Matratze mit sich herumschleppt und einen Platz zum Schlafen sucht. Ich lege mich mit meiner Matratze auf die Wiese vor einer abgerockten Reihenhaussiedlung. Es kommen Menschen und sprechen mich an. Ob ich hier jetzt auch wohnen würde? Sie warten keine Antwort ab und eine Frau beginnt zu erzählen. Alles stünde leer, nur noch ein paar würden hier leben. Dann zählt sie auf und nennt vier Personen. Eine andere Frau ergänzt, „und der kleine Junge“. Zusammen also fünf. Ich will aber schlafen und keine Geschichten hören, nehme meine Matratze und schleife sie unter eine Toreinfahrt. Die Matratze ist feucht geworden, ich bin total genervt. Warum bin ich obdachlos, frage ich mich, was soll das? Ich mag nicht mehr und beschließe, nicht mehr obdachlos zu sein, stehe ich auf und gehe gut gekleidet in Richtung meiner Wohnung. Ich weiß genau, dass ich in dieser Welt eine habe und dass ich nie obdachlos war und sein werde.

Wieder wache ich auf und wieder koche ich. Die Wand zu meinen Füßen ist lauwarm, meine glühenden Füße haben sie aufgewärmt. Wenn ich Fieber hätte, würde ich sagen, es sind typische Fieberträume, aber ich habe kein Fieber. Es ist die Hitze meiner aktiven Kundalini und die letzten zwei Tage ist ihre Energie wieder besonders stark. Ich rücke ein Stück weiter, sodass ich die heißen Füße an einer (noch) kalten Stelle Platzieren kann. Dann schlafe ich erneut ein.

Ich bin in einem großen Raum voller Tische. Es ist eine Kantine oder sowas und überall stehen Gedecke. Noch ist der Raum leer, doch dann füllt er sich hektisch mit einer hungrigen Schulklasse. Jeder der Jugendlichen setzt sich an ein Gedeck. Dann kommt ein älterer Mann und bringt das Essen. Ich kenne ihn, es ist der Italiener aus meiner Nachbarschaft, er hat dort eine Pizzeria. Ich werde klar.

Klartraum (3)

Jetzt bekomme ich auch Essen aufgetischt. Ich lächle den Italiener an und sage, „Du bist jetzt richtig schlank!“ „Ja, es wurde auch Zeit“, antwortet er. Dann geht er weiter, er hat viel zu tun. Ich bekomme ein Stück Kuchen hingestellt und probiere es. Wie so oft in meinen Klarträumen schmecke ich nichts. Komisch, denke ich, während ich mich an meinen ersten Trübtraum in dieser Nacht erinnere, da aß ich Hühnerschenkel und die schmeckten sehr würzig. Aber in Klarträumen sind meist nur meine Sicht, mein Hörsinn und mein Tastsinn gut ausgeprägt, Schmecken und Riechen dagegen oft gar nicht. Dann stehe ich auf. Ich will den Italiener fragen, ob er sich an seine Pizzeria erinnert, aber in dem Moment verschwindet er und ich kann ihn nirgends mehr finden. Ich greife in eine Schüssel mit Erdbeeren. Die schmecke ich tatsächlich, sie sind saftig und reif. Dann werde ich wach.

Krass, vor allem der erste Klartraum. Ich frage mich, was ich anders gemacht habe, denn ich habe schon seit Monaten kaum noch Klarträume und schon gar nicht drei hintereinander? War es die zusätzliche Erdung, durch die Füße an der Wand? Denn dass nachts die Energie mit mit durchgeht und mich grillt, kenne ich schon lange, ohne dass ich dadurch mehr Klarträume habe. Meine Trübträume sind seitdem extrem realistisch. So realistisch, dass ich mir manches Mal sicher war, dass es kein Traum war, sondern eine reale Begebenheit, nur in einer anderen Welt. Auch besuche ich in diesen Hyper-Trübträumen oft immer wieder dieselben Orte, mit denselben Menschen.

Ich werde das nächste Nacht erneut probieren, mit den Füßen an der Wand. Vielleicht ist es aber auch die West-Ost-Lage des Kopfes? Vorher war sie ja umgekehrt. Vielleicht war es aber auch einfach nur Zufall. Ich werde es herausfinden.

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