Klartraum-Bericht vom 08.08.2020

Die schimmernde Stadt

Hypnagoge Phase:
Es ist so heiß in meiner Dachwohnung, dass ich nicht einschlafen kann. Ich döse so vor mich hin und gerate irgendwann in eine hypnagoge Phase. Anders als die sonstigen hypnagogen Phasen beim Einschlafen, ist es diesmal eher wie meine hypnopompen Phasen, wo ich in einem hellen Raum bin und Muster sehe. Diesmal bin ich in einem barockblauen, weiten Raum, der von einem Hintergrundlicht erhellt zu sein scheint. Nichts passiert, keine Muster, keine Bewegung, nur dieser blaue, schimmernde Raum. Ich genieße es und spüre, wie mich dieses Licht wegdämmern lässt, es hat was Narkotisches.

Klartraum:
Ich erwache stehend in meinem Wohnzimmer, es ist Nacht. Ich bin unmittelbar klar, da ich ja eben noch im Bett lag, daran erinnere ich mich. Ich schaue durch meine geschlossene Terrassentür in die schwarze Nacht. Die Tür ist eigentlich offen, auch daran erinnere ich mich. Weil ich es liebe, in Klarträumen durch geschlossene Fenster zu hechten, nehme ich Anlauf und renne mit aller Wucht gegen die Glastür. Sie zersplittert, aber zerfällt nicht, also irgendetwas hält die Splitter zusammen. Es pikst, die Splitter piksen! Ich überlege kurz, ob es vielleicht doch kein Klartraum ist und ich gerade meine Terrassentür geschrottet habe. Statt eines Reality Checks fasse ich die spitzen Splitter an, die plötzlich nicht mehr piksen. Das reicht mir als Traumbeweis. Erneut nehme ich Anlauf und springe durch die Tür, diesmal zerfällt die Scheibe klirrend in ihre Einzelteile.

Ich stehe auf meiner Terrasse und schaue mich um. So exakt sieht meine Terrasse bei Nacht aus. Ein laues Lüftchen weht, am Himmel Sterne, vor mir die Dächer der benachbarten Häuser. Es ist so realistisch, dass ich nun doch einen RC mache, bevor ich von der Terrasse springe. Der Hand-RC ist negativ, alle Finger sehen korrekt aus. Ich bin mir sehr sicher, dass ich in einem Klartraum bin und mache einen erneuten RC. Diesmal fünf Finger, die aussehen, als sei ich mit der Hand irgendwann mal in die Kreissäge geraten – fünf Stummelfingerchen. Ich fliege aus dem Stand senkrecht nach oben, drehe eine Runde über meinem Block und sause dann im schnellen Sturzflug, wie ein Raubvogel nach untern.

Es findet ein Ortswechsel statt. Ich fliege, aber über einer asiatisch anmutenden Stadt die einen Fluss oder See in ihrer Mitte hat. Ich gehe tief zur Wasseroberfläche, streiche sie mit meiner rechten Hand, spüre ihre kühle Nässe und kann bis auf den Grund schauen, so klar ist das Wasser. Es ist auch hier Nacht, aber alle Häuser leuchten aus sich heraus. Die Stadt leuchtet, obwohl keine Lampen zu sehen sind. Ich schaue mich um, leicht mit den Armen schwingend, wie ein Vogel, das ist hier meine Fortbewegungstechnik. Nach vorne per Schwimmbewegung und nach oben durch „Flügelschlag“. Ich fliege bewusst sehr langsam das Wasserbecken am Rand ab und schaue mir jedes Detail an. Die Fenster, die Dächer, die Pflanzen, die Menschen. Die Stadt erinnert mich an Singapur, nur dass die Skyscraper fehlen. Aber die Altstadt sieht genauso aus, wie ich sie von Singapur kenne.

Altstadt von Singapur

Ich fliege an einer Terrasse vorbei auf welcher sich ein Restaurant befindet. Die Leute entdecken mich ca. 4 Meter über ihnen und winken mir zu – ich winke zurück. Ich steige höher und befinde mich auf Augenhöhe mit einer Bar oder einem Club. Es wird House gespielt. Auch hier winkt man mir zu. Ich bin sehr nah dran und kann die Gäste der Bar genau studieren. Es sind viele junge Menschen dort, aber auch einige schon etwas ältere. Asiaten, Europäer, alles bunt durcheinander, wie in einem Touristengebiet. Ein rothaariger Mann mit rotem Bart imitiert meinen Flügelschlag, mit dem ich mich auf Höhe halte und ich muss lachen. Er lacht mit.

Ich verlasse das Viertel ums Wasser und fliege in Zeitlupe über die nächtliche Stadt, die wie von Magie erhellt aus sich heraus schimmert. Keine Menschen weit und breit, das finde ich schade, Menschen sind in Klarträumen das spannendste. Als ich eine Kirche sehe, die offen ist und in die Menschen ein- und ausgehen, lande ich und gehe hinein. Vorher stabilisiere ich noch, indem ich mit der linken Hand über den kühlen Marmorboden im Eingang der Kirche streiche. Ich war lange in der Luft, da scheint mir Stabilisieren ratsam zu sein. Es ist eine sehr schlichte Kirche ohne jeden Prunk aber mit einem mächtigen grauen Deckengewölbe, wie Notre Dame.

Es schlendern Menschen durch die Kirche. Sie ist leicht erhellt, obwohl nirgends Lampen oder Kerzen zu sehen sind. Auch die Menschen leuchten, sie haben alle einen hellen Schein um ihre Körper. Ich versuche eine Silberschnur an ihnen zu entdecken, aber keiner hat eine, also sind es keine Astralreisenden, sondern „Ureinwohner“ dieser Bewusstseinsebene. Ich sehe eine Nonne, in weißem Gewand mit blauer Haube und blauen Ärmeln. Sie lächelt mir zu. Eine Geste signalisiert, dass ich ihr folgen soll. Sie geht in den hinteren Teil der Kirche, in einen kleinen, mit dunklem Holz ausgetäfelten Raum, in dem ein Bett steht, wo ein alter Mann drin liegt. Er ist mit einer weißen Decke bedeckt, bis auf Arme und Kopf. Die Nonne wischt dem grauhaarigen Mann mit einem Lappen die Stirn ab. Ich kenne den Mann nicht. Auch die Nonne hat diesen Schein, diesen leuchtenden Schimmer um sich herum und auch sie hat keine Silberschnur. Ich schaue an mir herunter und drehe mich so, dass ich auch meinen Rücken sehen kann, aber ich habe weder einen leuchtenden Schein, noch eine Silberschnur. Ich scheine der einzige in dieser Welt zu sein, der nicht aus sich heraus leuchtet. Ich verabschiede mich mit einer Dankesgeste bei der Nonne und suche nach einem Spiegel.

Auf meiner Todo-Liste steht: Nach einer Silberschnur am Körper suchen und in einen Spiegel schauen, der mir zeigen soll, wer ich wirklich bin. Ich finde ein spartanisches Bad mit einem alten von Rost zerfressenen Spiegel, der über einem winzigen Waschbecken hängt. Ich schaue mit der Intention in den Spiegel, dass er mich als den zeigen soll, der ich wirklich bin. Was ich sehe, bin ich, nur ca. 20 Jahre jünger. Dass ich in meinen Träumen oft jünger bin, als im Wachleben, kenne ich schon, aber wenn ich in Träumen in den Spiegel schaue, dann bin ich meist alles mögliche, nur nicht ich.

Ich verlasse die Kirche durch ein geöffnetes Bogenfenster. Ich springe hinaus, lande auf lockerer Erde und grabe zum Stabilisieren meine Hände hinein. Sie ist erfrischend kühl. Dann verlässt mich die Sicht und ich spüre jetzt beides, meine Hände in der Erde des Traumes und meinen im Bett liegenden Körper. Ich will in den Traum zurück und fordere „Klarheit jetzt!“. Es bildet sich ein rotes Gittermuster vor weißem Hintergrund. Das Gitter hat abgerundete Quadrate und in den Knotenpunkten ist jeweils ein Loch. Die Gitterstreben sind 3-dimensionell, also plastisch. Mir reicht das nicht, so schön das Muster auch ist. Jetzt fordere ich sehr energisch „Klarheit sofort!“. Das Gitter bleibt, aber statt Weiß habe ich jetzt blauen Himmel mit Wölkchen. Als sich auch die Gitterstreben verziehen bin ich in meiner Heimatstadt Celle, es ist beginnender Morgen, der Himmel blau mit kleinen Wölkchen.

Ich steh vor einer Kirche, aber diesmal ist es eine, die ich kenne, die Michaeliskirche. Meine Hände sind immer noch in die kühle Erde gegraben. Ich ziehe sie raus und fliege langsam über die kleinen Häuser der sehr schönen Altstadt. Keine Menschen weit und breit – schade. Diesmal muss ich nicht mit den Armen schlagen, ich fliege einfach so, per Gedanken. Ich drehe mich auf den Rücken und lasse mich treiben, den Blick in den blauen Himmel gerichtet. Es ist sehr entspannend. Ich will jetzt schlafen und beende den Traum indem ich die Augen schließe. Ich bin kurz hypnopomp mit einer milden Kundalini und dem barockblauen Raum von vorher. Dann schlafe ich ein.

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